Sonntag, 21. August 2016

20.08.2016 - (M)ein Tag aus Aushilfs-Norweger

Donnerstag abend - 21 Uhr und ein paar Zerquetschte - man bereitet sich in Gedanken langsam auf das Wochenende (fast) ohne Termine vor und checkt noch mal kurz, was bei Facebook so los ist. Komisch... 5 persönliche Nachrichten... (Ich hab den doofen Messenger nicht installiert und muss daher immer an den PC, um die Nachrichten lesen zu können). Aber irgendwas sagte mir, dass das wichtig sein könnte könnte - also: Rechner hochfahren und gucken, was los ist. Und siehe da: Gleich 2 Leute erkundigten sich, ob ich Samstag Zeit und Lust hätte, Eishockey zu spielen und baten um einen Anruf. Also wurde kurz der Kalender gecheckt, mit dem Lieblingsmenschen gesprochen und dann zugesagt. 
Die Nighthawks Lüneburg veranstalteten an diesem Samstag zum 3. Mal ihren Summercup und das Gastteam aus dem norwegischen Kristiansand musste kurzfristig krankheitsbedingt auf seinen Keeper verzichten. Ehrensache, dass man da einspringt. Ich machte mich dann erstmal schlau und war schon ein wenig erleichtert, dass es sich bei den Norwegern nicht um die ebenfalls teilnehmenden FatBoys handelte. Ich meine, also echt, die Ausrüstung trägt ja durchaus "ein wenig auf" aber man muss darauf nun nicht auch noch auf den Trikots hinweisen ... ;-) Zum norwegisch lernen reichte die Zeit definitv nicht mehr - also hoffte ich darauf, dass meine Englisch-Kenntnisse nicht allzu verrostet wären und mich durch den Tag bringen würden.
Der Turnier-Spielplan sah einen "Jeder gegen Jeden"-Modus mit anschließenden Spielen um die Plätze vor.
 
Das KIK-Team sollte um 8.30 Uhr das 1. Spiel gegen die FatBoys aus Dänemark haben und ich war dann einfach mal rechtzeitig um 7.15 Uhr an der VoBa - genau meine Uhrzeit, ganz besonders am Wochenende... Nun ja. Ich war natürlich viel zu früh da, bezog schon mal die KIK-Kabine und wartete auf Dinge und Mitspieler, mit denen ich den Tag verbringen würde. Der 1. Norweger kam etwa 10 Minuten später in die Kabine, schaute auf der Schild an der Tür, sah mich an, fragte leicht irritiert "Hello!? Are you playing with us?" und begrüßte mich dann freundlich als ich erwiderte "Yes, I'm your Goalie!". 
Nach und nach füllte sich die Kabine und ich bekam innerhalb von maximal 5 Minuten mindestens 10 Namen an den Kopf 'geschmissen', die ich mir nicht mal ansatzweise alle merken konnte. Aber freundlich und sympathisch waren die Herren, die fast alle bereits jenseits der 40 waren und mit denen die englische Kommunikation wunderbar funktionierte. Lediglich die beiden Herren, die mir gegenüber saßen, sprachen deutsch mit mit - wie sich herausstellte, waren es Letten. Ich erfuhr so, dass das Team seit April noch nicht auf dem Eis gewesen war und man das eigene Spielniveau auch nicht als besonders hoch einschätzte. nun denn, wir machten uns langsam aber sicher für unser Auftaktmatch fertig und mir wurde ein schickes schwarzes Trikot mit der Nummer 73 verpasst. Oh, mein Geburtsjahr, na das passte ja! 
Coach André stellte sein Team auf und mit einer kurzen Taktik-Ansage auch auf das Spiel ein. Okay, ich hatte überhaupt kein einziges Wort auch nur ansatzweise verstanden - aber zum Glück ist die Stellenbeschreibung eines Torwarts international und so musste ich "einfach nur" das Überqueren der Torlinie durch den Puck verhindern.  
Unser 1. Spiel begann, die 'dänischen FatBoys' waren unser Gegner. Die KIK-Männer spielten gut zusammen und mit einem souveränen 6-0-Sieg sicherten wir uns gleich mal die ersten Punkte. So konnte man doch gut in der Turnier starten, allerdings war diese Partie hinsichtlich der Leistungsstärke meiner Mannschaft noch nicht besonders aussagekräfig. Aber egal - gewonnen ist gewonnen und die Freude war entsprechend groß.
Zurück in der Kabine erwartete uns endlich der Pausentee das Pausenbier - und tatsächlich hatten die Gastgeber sogar daran gedacht, eine Flasche "Mädchenbier" (Becks Lemon) in die Kiste zu mischen. Erstaunlicherweise war genau diese Flasche zuerst weg und ich hatte sie mir nicht unter den Nagel gerissen. So what, an der gut bestückten und perfekt geplanten Büffet-Bar gab es noch ausreichend Nachschub
Bis zum nächsten Spiel war nicht ganz so lange Zeit und trotzdem gab es etwas Zeit für Small Talk und Kennenlernen bis es wieder auf das Eis ging. Unsere Gegner im 2. Spiel waren die Weser Stars aus Bremen und das war schon ein stärkeres Kaliber als die Dänen. Meine Mitspieler agierten unerwartet anders als im 1. Spiel, es schien, als wären die Beine plötzlich schwer geworden. Ich versuchte (wie ich es fast immer tue) meine Abwehr zu dirigieren und wo ich sonst immer "Mitte Mitte" brülle, klappte die automatische Übersetzung ins englische mit "Watch out for the guy in the middle" doch auch ohne großes Überlegen erstaunlich gut. Und aus dem langgezogenen "Siiiiiiiiicht" wurde ein freundliches "Sorry, I can't see anything". Zum Glück ist ein lautes "HEY" international auch ohne Translation verständlich. Wir unterlagen den Bremern dennoch nicht unverdient mit 0-2, aber der guten Stimmung im Team tat das keinen Abbruch. 

Bis zum nächsten Spiel hatten wir dann deutlich mehr Zeit, die zum "relaxen" und "rumchillen" genutzt wurde. Natürlich gab es auch das ein oder andere Kaltgetränk - streng isotonisch versteht sich - um der definitiv drohenden Dehydrierung vorzubeugen.
 Im 3. Spiel ging es gegen die Cowboys aus der wilden Wedemark und dieses Team legte eine etwas schnellere und vor allen Dingen auch härtere Gangart an den Tag, die meinen Mitspielern offensichtlich nicht ganz so gut gefiel. Mit der 0-5-Niederlage waren wir noch gut bedient - ein wenig ärgerlich war jedoch, dass unser gutes Torverhältnis damit mit 6:7 Toren ins Negative gekehrt war.
Doch zum Zetern und Hadern blieb nicht viel Zeit und auch das Ausziehen der Schlittschuhe lohnte nicht, denn auf uns wartete schon die nächste Partie: das "blaue" Team der gastgebenden Nighthawks erwartete uns und ich schwöre, die Farbbezeichung bezog sich nur auf die Trikots der Jungs. ;) 
Vorher traf ich aber bei einem kleinen Zwischenstop vor einem ausgehängten Spielplan mit den eingtragenen Endergebnissen der bisherigen Partien traf ich dann den 'weißen Nighthawk' Stephan zu ein wenig Smalltalk und er prophezeite mir (vielleicht etwas zu) großspurig aber mit einem freundlichen Lächeln, dass man uns ja im letzten Spiel weghauen würde. Ich erwiderte ebenso freundlich, dass er das sicherheitshalber doch vielleicht erstmal abwarten sollte, denn ich hätte ein ganz anderes Gefühl... Und damit trennten sich zunächst unsere Wege, denn erstmal sollten "wir Norweger" ja noch gegen die blauen Nachtschwärmer antreten. 

Das nicht ganz so körperbetonte Spiel dieser Mannschaft lag meinen Mitspielern deutlich besser und so konnten wir uns mit einem 2-2 ein weiteres kleines Erfolgserlebnis sichern. Die Freunde über dieses Remis war groß, denn wie ich im Anschluss an das 4. Spiel in der Kabine erfuhr, hatten die KIKs beim Turnier im letzten Jahr nämlich noch alle Spiele verloren und nicht einen Punkt geholt. Okay, dann sind 1 Sieg und 1 Unentschieden natürlich schon mal eine deutliche Steigerung, die Anlass zu Freude und guter Laune gibt. 

Bis zu unserem letzten Vorrundenspiel hatten wir dann eine ganze Menge Zeit - gut 2 Stunden Pause sah der Spielplan für uns vor. Zeit, die man prima nutzen konnte, um die Schlittschuhe auszuziehen und auch den Rest der Ausrüstung abzulegen. Man konnte in Ruhe eine Kleinigkeit essen & trinken und Harvey, dem britischen Entwender des "Ladys-Beer" aus der Kabinenkiste, neben Becks Lemon auch noch das Schöfferhofer Greatfruit äh... Grapefruit vorstellen und schmackhaft machen. ;) Der ein oder andere Kollege nutzte die Zeit, um in der Kabine ein wenig zu schlafen oder einfach gechillt abzuhängen. Egal, denn alles, was dazu beitrug, die Akkus wieder zu laden, war willkommen. Ich persönlich spürte, dass sich in dieser langen Pause die Müdigkeit in Knochen und Muskeln einschlich und war froh, als es für uns weiterging und der Körper endlich wieder bewegt werden durfte. Der Spielplan war übrigens voll in der Zeit - die Partien begannen meist sogar ca. 5 Minuten vor der eigentlich angesetzten Zeit, was sicher auch der Disziplin geschuldet war, mit der alle Teams immer rechtzeitig an der Eisfläche parat standen

In unserem letzten Vorrundenspiel gegen die "Nighthawks white" wurden wir trotz der bereits errwähnten Ankündigung ganz und gar nicht an die Wand gespielt - okay, die weißen hatten vielleicht doch mehr Torchancen, aber nutzten konnten sie diese nur bedingt. Wir gingen mit 1-0 in Führung, mussten den 1-1- Ausgleich hinnehmen, gingen mit 2-1 wieder in Führung und *verdammterdreckskackenmist* kassierten dann 2 Sekunden vor dem Ende des Spiels den erneuten Ausgleich. ... und ärgern ärgern ärgern... Aber auch mit einem Sieg hätte sich an unserer Teilnahme am Spiel um Platz 3 nichts mehr geändert, lediglich der Gegner wäre ein anderer gewesen. So ging es für uns nun erneut gegen die Weserstars Bremen und die weißen Nighthawks durften im Finale antreten.

Im Gegensatz zum Vorrundenspiel war das Spiel gegen die Weserstars diesmal recht ausgeglichen und wir konnten mit 1-0 in Führung gehen. Diese konnten wir mit Glück und Können auch fast über die Zeit retten.... fast, denn 2 Sekunden vor Spielende schlug die Scheibe doch hinter mir ein und fand den Weg zum Ausgleich über die Linie. Es war zum Haare melken und Mäuse raufen... Doch im Spiel um den 3. Platz durfte es kein Unentschieden geben und so musste das ach so geliebt-verhasste Penaltyschießen entscheiden. Schütze um Schütze lief an doch auf beiden Seiten konnte kein Treffer erzielt werden. Erst beim 6. Schützen prallte die Scheibe dann unglücklich von meinem eigenen Schläger ab und landete hinter mir im Tor. Pech gehabt, aber immerhin hatten wir uns auf den 4. Platz erkämpft.  

Mit diesem Spiel ging das Tunier für uns zu Ende und mit zufriedenen Gesichtern gingen wir in die Kabine. Ich sicherte mir einen Solo-Duschplatz in der leeren, ungenutzen Schiedsrichterkabine und war froh, dass ich die nassgeschwitzte, müffelnde Ausrüstung final ausziehen und einpacken durfte. Bei der Siegerehrung gab es dann noch eine kleine Überraschung, denn die ausrichtenden Nighthawski disqualifizierten kurzfristig ihre beiden Mannschaften (because we're looking to good) und so rutschten alle Teams um einen Platz nach oben. Der Captain des KIK-Teams nahm also den Pokal für den 3. Platz in Empfang.
Im Anschluss an das Spiel fand noch eine Players Night auf dem Kiez statt. Vorher wollte ich "noch kurz" nach Hause, mich frisch machen, umziehen und natürlich die Ausrüstung zum Lüften aufhängen. Dummerweise setzte ich mich "nur kurz" auf die Couch und gab der Müdigkeit nach... als ich wieder aufwachte, war es draussen stockdunkel und der Beginn des Fischmarkts stand kurz bevort. Sprich: Ich hab die PlayersNight verpennt. :( Damit hatte ich leider auch keine Gelegenheit mehr, mich von den freundlichen Norwegern zu verabschieben, mit denen ich den ganzen Tag so schön gespielt hatte. Zum Glück gibt es über Facebook die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben - und natürlich besteht Hoffnung, dass die KIK-Herren auch im nächsten Jahr zum Turnier nach Hamburg kommen und es so ein Wiedersehen gibt. Ich drück fest die Daumen und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen. :) 







Ein herzlicher Dank geht an Steffi Rathje, Detlef Bröcker und meinen Lieblingsmenschen Jens für die Genehmigung zur Nutzung der Bilder - Merci vielmals!  


Nighthawks Summer Cup
Alle Resultate :
Nighthawks white - Nighthawks blue 4:2
Fatboys (DK) - Kristiansand (N) 0:6
Weserstars - Wedemark 1:3
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Kristiansand - Weserstars 0:2
Wedemark - Nighthawks white 1:0
Nighthawks blue - Fatboys 0:2
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Fatboys - Nighthawks white 0:1
Weserstars - Nighthawks blue 7:2
Kristiansand - Wedemark 0:5 
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Wedemark - Fatboys 5:0Nighthawks blue - Kristiansand 2.2
Nighthawks white - Weserstars 2:0
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Wedemark - Nighthawks blue 3:0
Weserstars - Fatboys 3:1
Nighthawks white - Kristiansand 2.2
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Platz 5
Fatboys - Nighthawks blue 5:1
Platz 3
Weserstars - Kristiansand 2:1 n.P.
Finale
Wedemark Cowboys . Nighthawks white 3:2

Dazu noch ein Kurz-Bericht von Detlef:
9 Stunden Eishockey für uns in der Voba .
Ein ganz besonderer Farbtupfer waren die Gäste aus Norwegen : Kristiansand gelang der höchste Sieg in diesem Turnier , aber sie kassierten auch doppelt einen Ausgleichstreffer 1-2 Sekunden vor dem Abpfiff .
Für diese Mannschaft sprang Poldi (HSV) ins Tor , weil der Stammgoalie verletzungbedingt nicht antreten konnte . Im Spiel um den dritten Platz wehrte sie 6 Penaltys (!) ab . Mit den Wedemark Cowboy holte das beste Team (ohne Punktverlust) den ersten Platz.