Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
(Matthias Claudius im Jahr 1775)
Ja, das stimmt, grundsätzlich hat man nach Reisen oder "besonderen" Ereignissen immer viel zu erzählen und zu berichten. Doch diesmal ging es "nur" für 2 Tage zu einem Mädelswochenende nach Heiligenhafen an die Ostsee - was sollten wir da schon besonderes erleben? Angesagt waren quatschen, ausspannen, erholen, nichts tun und Seele baumeln lassen. Es sollte "einfach nur" ein entpanntes Wochenende ohne besondere Highlights werden. Die Betonung liegt hierbei auf dem Wort "eigentlich" 😉
Die Wetterprognose sagte für dieses Wochenende in Hamburg Höchstwerte von 30° und mehr voraus - dazu Wärmegewitter und alles, was sonst noch passieren kann. Für Heiligenhafen waren hingegen entspannte 26° angekündigt und ähnlich wie bei unserem letzten Mädels-Wochenende in Düsseldorf schien sich die alte Redewendung "Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel" tatsächlich wieder zu bewahrheiten. Also alles richtig gemacht bei der Terminwahl. 😊 Vielleicht sollten wir doch Lotto spielen - mit einem Millionen-Gewinn könnte das nächste Reiseziel dann vielleicht auch "mondäner" und die Dauer der Reise länger ausfallen. 😉 Aber wir sind ja durchaus zufrieden mit dem, was wir haben - und ich schweife ab. Also zurück nach Heiligenhafen (oder nach Holy Habour - wie es "internäschionäl" wohl auch heißt).
Während Berit und Nicola schon am Freitag abend angereist waren, fuhren Yvonne und ich am Samstag morgen hinterher.
2 Leute, 1 Auto, Gepäck + Decken für 1 Übernachtung, ein paar Getränke und dazu 2 Stand Up Paddling-Boards inkl. Zubehör, die schon einmal den Kofferaum füllten. Gut, dass auch auf der Rückbank noch Platz war. 🙈
Die Anreise lief verhältnismäßig entspannt, Yvonne hatte sich für die Route über die A1 entschieden. Wir kamen gut durch Hamburg und bis auf 2 Staus, die baustellenbedingt waren, kamen wir gut voran.
In Heiligenhafen kamen wir kurz vor halb elf an und hatten uns zum Frühstücken in einer Bäckerei verabredet. Die Schlangen waren lang aber die Stimmung war bei allen Wartenden dennoch entspannt.
|
Wie Urlaub: Frühstück mit Blick auf den Yachthafen
|
Nach dem Frühstück ging es weiter in die Wohnung, wo wir Gepäck inkl
SUPs ausluden und uns 'strandfein' machten. "Schnell" (...hüstel...) auf dem Parkplatz noch die Boards aufgepumpt und dann an dafür. Das Wetter war perfekt, die Sonne strahlte, es wehte ein leichter Wind und wir konnten die Seele baumeln lassen und zur Abkühlung in die erfrischende Ostsee springen.
Alles war entspannt - und dann näherte sich eine größere Gruppe Menschen - große Kinder, kleine Kinder, Erwachsene, Männlein, Weiblein... Viel fehlte nicht, dann hätten deren Decken unsere überlappt - und das, obwohl der Strand noch nicht mal voll war. 😵 Nun ja... Strandmuscheln wurden aufgebaut, Klappstühle rausgeholt und es wurde vor allem laut. Und den Lärm machten nicht einmal die Kinder, die recht gechillt spielten und planschten. Der größte Lärmfaktor war der Papa, der in einer Tour nach seiner Tochter rief, so dass der gesamte Strandabschnitt schnell wusste, dass das niedliche Mädchen im rosa Badeanzug auf den Namen Melody hörte.
Und während wir versuchten, zu dösen, hatte Papa nichts besseres zu tun, als permanent sein Kind zu rufen - dabei tat dieses Kind überhaupt nichts. Es war etwa 10 Meter am Strand entlang gelaufen - weit entfernt vom Wasser und daher drohte nicht einmal ansatzweise Gefahr... doch so ging das in einer Tour weiter. Hurra! Irgendwann war die Familie dann im Wasser und natürlich hatte man Lebensmittel offen in der Strandmuschel liegen lassen - im wahrsten Sinne des Wortes 'gefundenes Fressen' für die Möwen, die hier kreisten. Eine der Möwen nahm Witterung auf und fand schnell den Weg in die Muschel, wo sie sich erfreut den dargebotenen die Lebensmittel widmete.
|
Hallo? Jemand zu Hause??? Ich möchte mit Ihnen über Vogelfutter reden!
|
Während wir das durchaus etwas schadenfroh und amüsiert beobachteten, bemerkte Berit allerdings, dass in diesem Zelt noch ein kleines Kind zu schlafen schien. Energisch ging sie auf das Zelt zu, vertrieb die Möwe und sprach den Rest der Reisegruppe an, der in der Muschel nebenan saß. Mit einem Schulterzucken und der Aussage "das Kind gehört zu den anderen" wurde Berit allerdings abgefrühstückt... okay, kann man so machen - ist dann aber auch echt scheiße! 😠
Wir versuchten dann, Familie Meldoy so gut es ging zu ignorieren aber irgendwann wurde es mir zu bunt und ich fragte kurz beim Papa nach, ob ih eigentlich bewusst wäre, dass andere Leute auch zum entspannen und wegen der Ruhe hier am Strand wären. Puh, da hatte ich aber was gesagt... Wie bei einer Platte mit einem Sprung wurden daraufhin alle Kinder immer wieder darauf hingewiesen, dass sie bloß leise sein müssten, um niemanden zu stören. Dabei war der einzige, der störte, dieser Pfeifenkopf. Aber ich scheine solche Menschen wohl wirklich anzuziehen, sorry, Mädels. 😉
In weiteren Verlauf des Strandtages versuchten wir uns auf den mitgebrachten Boards im Stand Up Paddeln. Dies wurde aber wegen des Windes und der entsprechend unruhigen Ostsee doch eher ein "Kniend auf dem Board-Paddeln" und liessen es uns doch im Wasser bzw. am Strand gut gehen. Aber ein schönes Fotomotiv boten die Boards dennoch.
|
Ein Motiv wie gemalt! |
Für den Abend hatte Berit für uns einen Tisch beim Italiener reserviert. Dort kamen wir frisch geduscht, leicht vorgeglüht und pünktlich um 20.00 Uhr an. Wir bekamen
einen Tisch und die Speisekarten. Das Restaurant war voll und Berit hatte uns schon vorgewarnt, dass es aufgrund der "internen Service-Hirarchie"
manchmal zu etwas längeren Wartezeiten kommen könnte. Dass man uns aber gut 40 Minuten
auf alles warten liess und sich nicht einmal für unsere Getränkewünsche
interessierte, überraschte uns dennoch. Nach etwa einer
Dreiviertelstunde hielten wir dann einen Kellner auf und drängten ihm
unsere Bestellung auf.
Dass dies "just in englisch please" möglich war,
war kein Problem. 4 x Aperitif, 1 Flasche Wein, 1 Flasche Wasser. Dazu 1
Vorspeise zum Teilen und 4 Hauptgerichte. Kein großes Ding. Wir sahen,
wie der Mitarbeiter zur Kasse ging, die Bestellung eintippte und waren
optimistisch, dass jetzt alles seinen Gang nehmen würde. Die Getränke
kamen dann auch relativ schnell - und alle gleichzeitig. Der Mitarbeiter
war etwas überrascht, dass wir den Wein noch nicht eingeschenkt haben
wollten und doch erst den Aperitif genießen wollten.
Nach dem Aperitif war die Stimmung noch gut - da konnten wir ja auch nicht wissen, dass wir noch "etwas" auf unser Essen warten sollten.
An den Tischen um uns herum wurde fleissig serviert, wir bestaunten die Vorspeisenplatte, die am Nachbartisch serviert wurde und... warteten.
Die Gläser wurden leerer, der Aperitif war alle, das Wasser ebenfalls und ... nichts passierte. Der Alkoholpegel stieg und der Hunger wurde größer - sicher war das auch dem Umstand geschuldet, dass wir seit de,m Frühstück nichts mehr gegegessen hatten. Die Mädelsgruppe am Nebentisch hatte dies mitbekommen und reichte uns neben einem Brotkort auch einen übriggebliebenen, unangetasteten Vorspeisesalat - beides sorgte bei uns für Begeisterung und wir machten uns darüber her.
Gegen 21.20 suchte ich dann die sanitäten Anlagen auf und begegnete "zufällig" dem Inhaber (also dem, der in der Service-Hirarchie ganz oben steht) und bat ihn freundlich, dafür zu sorgen, dass uns doch endlich mal unsere Vorspeise serviert würde. Und eine Flasche Wasser würden wir außerdem gern noch nehmen. Er guckte etwas überrascht, erkundigte sich, an welchem Tisch wir saßen und rief dann die Bruscetta ab. Das ging dann ganz schnell und er servierte persönlich.
Aber ein ernstgemeintes Wort der Entschuldigung kam ihm dennoch nicht über die Lippen. Wir baten darum, die Hauptgänge auch möglichst schnell zu servieren und dies klappte dann auch. Ich hatten den Eindruck, dass er dann sogar noch etwas stolz war, weil er die Pause zwischen Vorspeise und Hauptgang nicht ausgereizt hatte.🙄
Das Essen war gut und wir waren mittlerweile auch einigermaßen besänftigt. Mir persönlich stellt sich aber auch mit zeitlichem Abstand zu diesen Abend die Frage, warum man also Gastronom so arbeitet? Es war wirklich verhältnismäßig viel Personal da - und dann gibt es nur 1 Person, die Bestellungen annimmt und kassiert? Mir will das nicht nicht den Kopf - denn bei aufmerksamerem Service mit entsprechender Gastansprache, hätten wir sicher noch das ein oder andere Getränk inkl. einer weiteren Flasche Wein bestellt. So entgeht dem Inhaber dieser Umsatz aber und die Gäste gehen außerdem unzufrieden nach Hause. Die Rezessionen bei Google zeigen übrigens, dass ich nicht allein bin mit einer Meinung.
Den angebotenen Digestif auf das Haus namen wir noch mit und machten uns dann nach dem Zahlen auf den Weg an den Strand. Durch die Verzögerungen beim Essen hatten wir den Sonnenuntergang schon fast verpasst und bekamen nur noch das Ende mit. Dennoch war es imposant und sorgte für einige Fotostops auf dem Rückweg.
Sonntag liessen wir es entspannt angehen. Dem erneuten Frühstück bei der Bäckerei Junge folgte ein Spaziergang auf die Seebrücke und dem Rückweg zur Wohnung. Dort machten wir uns wieder strandfein und gingen ans Wasser. Entgegen unserer Befürchtungen suchte uns "Familie Melody" nicht wieder heim und wir konnten einen entspannten Tag am Strand verleben. Der war entsprechend ereignisarm - wenn ich urteilen müsste, würde ich sagen, dass der Besuch der Eisdiele am Nachmittag das aufregende Highlight war. 😅
Nachdem die Vitamin D-Speicher ausreichend aufgefüllt waren und auch der Rest der Haut genug von "Sonne satt" hatte, packten wir unser Zeug zusammen und verließen den Strand.
An der Wohnung angekommen, packten wir auch den Rest der Taschen, entlüfteten die SUPs, verstauten sie in den Rucksäcken und brachten alles zum Auto. Auf der A1 wurden lange Staus gemeldet und so nahm Yvonne die idyllische Strecken über die Landstraße in Richtung A7, die uns noch einmal deutlich machte, wie schön wir es hier oben in Norddeutschland haben.
Das Paradies ist also gar nicht so weit weg - man muss sich nur die Zeit nehmen. Danke für ein weiteres entspanntes Auszeit-Wochenende, Mädels! Ich freue schon mich auf's nächste Mal - egal, wohin die Reise geht.