Neuer Tag - neue Erlebnisse. Dienstag konnte ich ja schon einige Punkte von der To-See-Liste abhaken und hatte dabei auch noch Glück mit dem Wetter bzw. hatte ein gutes Timing, weil der Regen erst einsetzte, nachdem ich schon wieder im Auto war. Am Mittwoch schien das Glück nicht ganz so auf meiner Seite zu sein, denn bereits morgens, als ich aufwachte, hörte ich den Regen draussen pladdern. Nun, erstmal Frühstück und dann wollte ich weiter sehen.
Und während ich noch beim Frühstück saß und überlegte, was man bei dem Wetter den hier so anstellen könnte, kam der Hotelier und nahm mir die Entscheidung ab.
"Du hattest eine Weinprobe gebucht - die würden wir nachher um 11 Uhr machen."
Ein paar Mal abbiegen später lief mir die ebenfalls
alleinreisende Hotel-Nachbarin über die Füße, mit der ich bereit bei der
Weinprobe kurz geschnackt hatte und erfreut über die spontane Begegnung
beschlossen wir, etwas trinken zu gehen. Wir fanden einen Platz auf der
Terasse eines Cafés und vertieften uns in unser Gespräch über Gott und die Welt. Zwischenzeitlich öffnete der Himmel nochmals seine Schleusen - aber wir
saßen trocken unter der Markise. Augen auf bei der Platzwahl - alles richtig gemacht.
"Weinprobe? Um 11 Uhr?"
"Klar, bei dem Scheißwetter kann man doch eh kaum was anderes machen! Oder willst Du bei dem Regen wandern gehen?"
Neee,
wollte ich nicht. Recht hatte er und so stand mein Vormittagsprogramm
fest und ich war eine Sorge los. Es kann so leicht sein. 😁
Ich
ging um kurz vor 11 also rüber auf die andere Straßenseite zum Weingut
und wurde zunächst von Hofhund Paul begrüßt, der sich sichtlich über
jeden Besucher freute.
Paul, der Haus-, Hof- und Weinguthund 😍 |
Außer
mir waren noch 3 weitere Gäste da und eine weitere Dame, die ich im Hotel
schon gesehen hatte, gesellte sich später auch noch dazu. Im weiteren Verlauf des
vormittags kam noch eine Familie dazu, die schon seit Jahren Kunde bei
diesem Weingut war. Die Stimmung war entspannt und wurde mit jedem
Wein besser und das, was als Verkostung anmoderiert war, endete damit, dass man insgesamt 7
Gläser Wein getrunken hatte - es gab schlicht keine 'Spucknäpfe' und so
mussten die Gläser ja vollständig geleert werden, ehe der nächste edele
Tropfen verkostet werden konnte. Besonders viel über Weinanbau etc. wie nicht erzählt, der Winzer erzählte lieber über dich und sein Leben. Das war amüsant und kurzweilig - und wir hätten ja auch Getränke gehabt, um uns das sonst notfalls schön trinken zu können. 😉 Beim abschließenden Rotwein war ich dann zwar raus, aber der Weinbergpfirsch-Brand riss den Rotwein wieder raus. Natürlich fanden im Nachgang zu dieser Veranstaltung ein paar (mehr) Flaschen der probierten Weinsorten dieses Guts den Weg in den Kofferraum und ich
war froh, dass ich meinen Autoschlüssel zufällig dabei hatte und die Kartons nicht erst ins Zimmer schleppen musste sondern direkt in den Kofferraum legen konnte. 😎
An Autofahren
war im Anschluss erstmal nicht zu denken und das Wetter sah noch immer nicht nach
Outdoor-Aktivitäten aus. Aber nachdem ich mich ein wenig auf dem Zimmer
"erholt" hatte, stellte sich mir aber dennoch die Frage nach einem Plan für den restlichen Tag. Da der Busfahrplan an der Haltestelle am Hotel auch nicht besonders aussagekräftig und vertrauenserweckend war...
... zog ich die schnellen Schuhe an, schulterte den Rucksack und machte mich auf den
Weg zur Fähre auf die andere Flußseite nach Beilstein. Dort konnte ich nach meiner Ankunft noch
immer überlegen, wie es es weiter gehen sollte.
Als
ich an der Fähre angekommen war, wusste ich, was für mich an diesem auf dem Programm stehen würde bzw. musste: Boot fahren! Grundsätzlich bin ich ja ein großer Freund von Schifffahrten und finde, dass selbst eine kleine
Elbschipperei mit einer Hadag-Fähre schon so etwas wie Urlaubsfeeling aufkommen lässt. Bootfahren macht mich glücklich! Und ab Beilstein fuhr um 15.00 Uhr ein
Ausflugsdampfer, die Fahrt führte nach Cochem und genau das war jetzt mein
Spontan-Plan. Herausforderung: Die Fähre lag noch auf der anderen Seite der Mosel und machte irgendwie auch gerade keinerlei Anstalten, die Flussseite zu wechseln. Und der Ausflugsdampfer
(der ja auch in Beilstein, also auf der anderen Seite der Mosel lag) sollte lt. Plan etwa 5 Minuten später ablegen.
Es hatte jetzt auch wieder heftig angefangen zu regnen und so
stand ich im wahrsten Sinne des Wortes im Regen und wartete. Die Fähre setzte sich dann aber doch noch in Bewegung und legte in Poltersdorf an.
Ich ging an Bord und fragte vorsichtig, ob ich den Ausflugsdampfer wohl
noch erreichen könnte - statt einer Antwort fuhr der Fährmann mit mir
als einzigem Passagier los. Okay, ich hatte nicht nicht auf Chris DeBurg gehört (🎵Don't pay the ferryman until he
gets you to the other side🎵🎵), aber ich war trotzdem auf der in diesem Moment richtigen Moselseite angekommen. Ich erreichte das Schiff nach Cochem also noch pünktlich und konnte an Bord gehen.
Die Fahrt nach Cochem dauerte rund 45 Minuten
und kurz nach dem Ablegen hörte es auch wieder auf zu regnen und die Sonne setzte
sich durch. So macht das Schifffahren doch gleich noch mehr Spaß. Ich
trank meinen Kaffee aus, ging an Deck und hoffte, dass Sonne und Wind meine Regenjacke und den Rucksack wieder schnell trocknen würden. Und auch dieser Plan funktionierte einigermaßen.
Irgendwann kam ich mit einem Ehepaar ins Gespräch - und während
die Frau sich wieder in die Sonne setzte, unterhielten der Mann und ich
uns weiter. Nach kurzer Zeit kam ein Mitglied der Crew und war sichtlich
erleichtert, als er dem Herrn die Botschaft überbringen konnte, dass
für die direkte Rückfahrt nach Beilstein ein kurzfristiges Umsteigen auf
ein anderes Boot VOR dem Anlegen erforderlich wäre, da man den
Anschluss sonst nicht sicherstellen könne. Nachdem er das erklärt hatte,
guckte er mich an und fragte: "Haben Sie das verstanden?" Ich bejahte
und fragte vorsichtig nach, warum das für mich denn relevant wäre, denn
ich hatte die Rückfahrt nach Beilstein ja nicht gebucht - und erst da
dämmert dem armen "Matrosen", dass ich nicht die Ehefrau des Herrn war, für die er
mich wohl gehalten hatte. 😂😂
Wie
auch immer, die beiden erreichten trockenen Fußes ihr Schiff für die
Rückfahrt und ich bin nach dem regulären Anlegen in Cochem vor Bord.
Dort machte ich mich wieder auf den Weg in die Altstadt, schlenderte
durch die Straßen, guckte hier, schaute dort - ein niedliches Städtchen, das sich vermutlich fest in der Hand von Touristen befindet und deren Innenstadt die Einheimischen meiden - das macht man selbst in Hamburg ja an den Touri-Hotspots und in der Innenstadt meist auch nicht anders.
Von
Cochem aus fuhren wir dann mit dem Bus zurück Richtung Hotel und
kehrten unterwegs noch im "Mosel Village" zum Abendessen ein - gute
Idee, denn unser Hotelrestaurant hatte am Mittwoch abends geschlossen
und sonst hätten wir hungrig ins Bett gehen müssen. Notfalls hätten wir
die Nahrung zwar durch Wein (den wir beide nach der Verkostung in ausreichenden Mengen im Kofferraum unserer Fahrzeuge hatten) ersetzen können, aber das wäre nur Plan B
gewesen.
Das Restaurant, dass wir uns ausgesucht hatten, sah von aussen sehr ansprechend aus, hatte eine schöne Terrasse mit Blick auf die Weinberge - und wäre das Wetter an diesem Tag nicht so unbeständig gewesen, hätten wir sicher auch draussen Platz genommen. So gingen wir aber rein und wurden doch etwas vom Ambiente überrascht. Moderne Möbel und direkt beim Betreten blickte man auf die Küche und eine Art Selbstbedienungstresen. Nanü? Etwas unsicher blieben wir stehen, schauten uns um und wurden von einem Mitarbeiter in Kochjacke gefragt, ob man uns helfen könne. Ja, konnte man, wir wollten etwas essen. Wir hatten quasi freie Platzwahl und schon nach kurzer Zeit kam eine sehr freundliche Mitarbeiterin, die uns das "Prinzip" des Restaurants und der Speisekarte erklärte.
Es gab eine gleichbleibende Basis-Karte und eine Buffet-Karte, die sich für jeden Wochentag anders zusammensetze. Und es war tatsächlich Selbstbedienungs-Restaurant, bei dem wir also Bestellung und Abholung der Speisen nach Fertigstellung selbst übernehmen mussten. Da hatte mich also der erste Eindruck mit dem Selbstbedienungstresen doch nicht getäuscht. Wie bestellen, holten schon mal unsere Getränke und tauschten dann den "vibrierenden Essen-ist-fertig-Info-Buzzer" gegen gefüllte Teller. Ja, das Essen war qualitativ gut - aber irgendwie.... ach, ich weiß auch nicht...
Abgeräumt wurden die Tische nach dem Essen aber immerhin mussten wir unsere Tabletts nicht selbst in einen Regalwagen stellen. Die Mitarbeiterin, die uns bereits das Prinzip erklärt hatte, übernahm dies - mit Hilfe eines Service-Roboters, der auf Knopfdruck in die Spülküche rauschte. Und während meine Begleitung das recht amüsant fand, musste ich einen Abend beim Mongolen in Hamburg denken, an dem sich so ein Gerät in regelmäßigen 5-Minuten-Abständen an meinem Stuhl festgefahren hatte und mich deshalb mit blecherner Stimme immer von der Seite anquakte "Bitte lassen Sie mich durch!" 😅 Eine Erinnerung an einen echt miesen Restaurantbesuch, die ich schon wieder fast verdrängt hatte.
Fazit: Ausblick, Servicepersonal und Essen waren gut - aber die Selbstbedienung schmälerte das Genusserlebnis doch. Und es war jetzt auch nicht so viel günstiger als in einem "normalen" Restaurant mit Service,, als dass ich die zu leistende Mitarbeit in Kauf nehmen würde.
Nach dem Essen legten wir dann die letzten Kilometer zu unserem Hotel zu Fuß zurück und verabschiedeten uns - noch immer erfreut über diese ungeplante Begegnung, die für einen entspannten, plaudrigen Nachmittag / Abend gesorgt hatte und auch dazu führte, dass ich mein Schrittziel an diesem Tag nicht erreicht hatte. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
[Fortsetzung folgt]