Dienstag, 9. Juni 2015

04.06.2015 (Teil 2) - Reisegruppe 'MerciBobo' & die unglaubliche Verkettung glücklicher Umstände

Eine kurze Anmerkung vorweg:
Ich bin fest davon überzeugt, dass im Leben nichts ohne Grund passiert und alles einen Sinn ergibt!
;o) 

 Donnerstag, 04.06.2015 
Teil 2

Unser Taxifahrer setzte uns pünktlich an der Halle ab. Dort trafen wir auf weitere Hamburger. Wir waren allerdings mit Greg und "seinem Fanclub", der Frega12, vor dem Spiel noch auf ein (oder zwei oder drei) Bier verabredet. Daher gingen wir zum vereinbarten Treffpunkt und kamen schnell ins Gespräch. Die Frega traf sich an einem Foodtruck, der auf einem Parkplatz gegenüber der Halle stand - perfekt organisiert!

Wieder durften wir die Erfahrung machen, dass bei fehlenden Sprachkenntnissen Hände und Füße gern und ausgibig als Hilfsmittel zum Einsatz kommen können. Dennoch waren wir etwas unruhig und hibbelig, weil wir doch in die Halle wollten. Anders als bei uns in Hamburg öffneten sich Türen und Abendkasse von Le Phare erst 1 Stunde vor Spielbeginn. Und wir mussten doch auch noch an der Abendkasse unsere Tickets abholen... Zum Glück klappte alles ganz prima und unkompliziert. Selbst der Einlass in die Halle war total easy. Allein schon der erstaunte und leicht ratlose Blick der Mitarbeiterin am Eingang, als ich ihr meine Handtasche vor die Nase hielt, damit sie den Inhalt kontrollieren konnte. Das wollte sie nämlich überhaupt gar nicht - und Abtasten stand schon dreimal nicht auf ihrem Zettel. Und wir hatten uns im Vorfeld noch Gedanken gemacht, ob und wie wir unser Abschiedsgeschenk in die Halle bekommen würden. 

Direkt hinter dem Eingang stolperten wir über den Merchandise-Stand - und trafen Pauline, die wir im August mit Ihrer Schwester Fanny in Ehingen kennenlernen durften. Leider konnte Fanny an diesem Tag nicht in Chambéry sein. Die Wiedersehensfreude war dennoch groß. Natürlich gab es die ersten Fotos mit den Leuten aus "Allemagne" und für die "Unwissenden" natürlich auch die ersten Erklärungen, warum wir da waren. Wobei unsere Trikots ja eigentlich selbsterklärend waren.
Good to see you, Paulina! :)
Wir verabredeten uns nach dem Spiel für das nächste Treffen und suchten schnell unsere Plätze. Die Halle war mit Postern "Merci Bobo" gepflastert, denn auf jedem Sitz lag ein A3-Poster mit diesem Foto: 
Wir bezogen unsere Plätze und hatten einen hervorragenden Blick auf das Feld. Die Mannschaften wärmten sich bereits auf und alle CSH-Spieler trugen Trikots mit dem #MerciBobo-Schriftzug und der (aus Hamburger Sicht natürlich nach wie vor falschen) Rückennummer 10. Da musste man zunächst doch schon etwas genauer hinsehen, um den einzig wahren Bobo zu entdecken. Aber für echte Fans stellte das natürlich kein richtig großes Hindernis dar. ;)

Auf der Vorderseite der Aufwärmshirts war sehr klein sehr viel Schrift zu sehen. Wir vermuteten, dass man dort Bobos beeindruckende Titelsammlung aufgeführt hatte. Zu lesen war das aufgrund der Größe und der Bewegungen der Spieler nicht - aber Edin Besic hatte ein Herz für uns, blieb auf unseren Zuruf hin kurz stehen, hielt seine Brust in die Kamera und ermöglichte uns ein Foto. Danke Edin!

 Ehrensache, dass wir unser Transparent schon mal auspackten und hochhielten. Und tatsächlich wurde es entdeckt und wir ernteten ein strahlendes Lächeln und ein kurzes Winken.
Der Spielverlauf war ziemlich eindeutig - bereits zur Halbzeit führte Chambery mit 18-10 und die Stimmung in der Halle war (nicht nur wg. der deutlichen Führung) super. Schade nur, dass die beiden Fanclubs, die sich hinter den Toren gegenüber stehen, die meiste Zeit unterschiedliche Gesänge angestimmt hatten und seltener gemeinsam anfeuerten. Gerade die Wechselgesänge zwischen den beiden Hallenseiten fand ich sehr beeindruckend.

Bobo hatte viel Spielzeit - und wie man es von ihm kennt, nutzte er diese mit gewohnt vollem Einsatz. Irgendwie kamen mir die Gegenspieler am Kreis bei diesem Spiel extrem groß vor - lag das vielleicht daran, dass einer der Toulouser Kreisläufer 2,11 m lang war? ;-) 

Doch auch die ein oder andere Verschnaufpause gab es für den "angehenden Handball-Rentner" und die Körperhaltung war dann ähnlich entspannt wie die Führung, die Chambéry nicht mehr aus der Hand gab.
In der letzten Spielminute nahm der CSH-Trainer dann eine Auszeit. Nach Wiederanwurf spielte man Bobo den Ball zu und alle Mitspieler verliessen die Platte - ebenso seine Gegenspieler. Ganz alleine stand er auf dem Spielfeld, Applaus und Sprechchöre brandeten auf und Bobo legte den Ball weg. Für uns war das der ultimative Moment, unsere Sonnenbrillen aufzusetzen. Denn wie hatte Jens in Ehingen noch gleich gesagt: 
"Echte Männer schwitzen aus den Augen"
- und ich schwöre, in Le Phare war es wirklich verdammt warm! ;-) 

Nachdem die beiden Schiedsrichterinnen (die das Spiel übrigens angenehm souverän und unaufgeregt leiteten) die Partie beendet hatten, ging die Verabschiedung richtig los. Selbstverständlich wurde noch einmal Bobos Titelsammlung aufgezählt (ja, die deutschen Titel wurden von uns gebührend und lautstark gefeiert!).
Eine kurze Redepause nutzte Jens, um sich bzw. uns mit einem lauten "für immer unsere Nummer 14 - Bertrand Gille" bemerkbar zu machen - mit Erfolg natürlich. Und dann gab es natürlich weiterhin Standing Ovations, jede Menge Reden, noch mehr Geschenke und eine Dankesrede von Bobo selbst. Hach, das war eine sehr lange und emotionale Rede. Natürlich auf französisch. Ich verstehe kaum etwas, aber ich höre es ja zu gern - ja, man könnte mir auf französisch auch die Gebrauchsanweisung einer Küchenmaschine vorlesen und ich wäre trotzdem verzückt. ;-)
 Ach, guckt doch einfach selbst und bekommt Eure eigene Gänsehaut:  
 #MerciBobo - die letzten Sekunden auf der Platte, dazu Dankesreden und Verabschiedungsszenen... *hach*

 Irgendwann ging auch das zu Ende und Bobo begab sich auf seine Ehrenrunde.Als er bei uns ankam, sprang er auf die LED-Bande und umarmte uns. 


Vielen Dank an Dans Loeil Du Supporter Du Chambery Savoie Handball  für die Genehmiung zur Nutzung der Bilder! :) 

Ich schwöre, es gibt nicht viele Menschen, die mich als "geisteskrank" und "verrückt" bezeichnen dürfen und dabei auch noch angelächelt werden. Aber klar: Bobo darf das! Die Ehrenrunde zog sich in die Länge und nachdem Bobo dann doch in Richtung Kabinen verschwunden war, leerte sich die Halle. Verträumt und nachdenklich standen wir noch auf unseren Plätzen, als plötzlich eine der Volunteers auf uns zugelaufen kam und uns bat, noch kurz zu warten. Man hätte noch ein Geschenk für uns .... Äh? Wie bitte? Na klar, wir warteten. Wir hatten ja Zeit. Irgendwann kam sie dann mit einem Herren auf uns zu und er überreichte uns Polo-Shirts. Und zwar die Polos, die das CSH-Personal in der Halle trug - rot mit CSH-Logo und einem großen Elefanten auf dem Rücken. (Chambery - Alpen - Hannibal ... klar, nech?) Schick! Aber womit hatten wir das verdient? Uns wurde erklärt, dass man von unserem Besuch so beeindruckt war und uns dieses Gastgeschenk gern als "Dankeschön & Belohnung" machen wollte. Da waren wir nicht nur baff erstaunt sondern auch noch sehr gut erzogen, sagten nicht nein und bedankten uns herzlich. 

Irgendwann kam dann ein Mitarbeiter der Security und bat uns höflich, die Halle zu verlassen. Machten wir - aber natürlich nicht, ohne beim Aufräumen zu helfen (wir sind ja gut erzogen - ich erwähnte es ja bereits) und die knickfreien Bobo-Bilder einzusammeln. Total uneigennützig, denn Freunden bringt man ja auch dem Urlaub gern eine Kleinigkeit mit. ;-) Das Catering in der Halle hatte seinen Getränkeverkauf leider bereits eingestellt und so machen wir uns wieder auf den Weg ins Erdeschoss wo Pauline und der Merchandisestand warteten. Wieder gab es Smalltalk und Fotos und Präsente ... und natürlich auch eine Verabredung im Restaurant gegenüber der Halle. 
 Dann verliessen wir Le Pahre und schlenderten wir zum Spielerausgang - wir hatten die Hoffnung, irgendwie zwischen Tür und Angel noch ein paar Worte mit Bobo zu wechseln. Dass es immer etwas länger dauert, bis er die Halle verlässt, ist uns ja aus der Vergangenheit bestens bekannt. Aber wenigstens ist es an diesem Abend warm draußen, das kennen wir <<von unserer Fahrt nach Berlin >> z.B. noch ganz anders. 

 Wir warteten in der Nähe der Ausfahrt - es sollte ja niemand unbemerkt an uns vorbeifahren können. Dort bekamen wir den Eindruck, dass fast jeder, der den Parkplatz zu Fuß verliess, sich vorgenommen hatte, einige Worte mit den Deutschen zu wechseln. "Allemagne" "Bon Voyage" "Hambourg" "très bien" etc. waren zu hören. Mit unserem rudimentären Französisch-Wortschatz wurschteln wir uns durch dem Smalltalk - und niemand darf mehr behaupten, dass Franzosen keine Fremdsprachen beherrschen. Wenn es auf Französisch nicht mehr weiterging, kamen Brocken von Deutsch und Englisch zum Tragen - und Hände und Füße halfen natürlich auch. Total nett.
Irgendwann ging Laurent, der Geschäftsführer von CSH, an uns vorbei und bestätigte uns auf Nachfrage, dass Bobo noch in der Halle sei.  Prima, wir warteten weiter, verabredeten uns aber mit Laurent im "Le Barjots" noch auf ein kleines Bier. Kurz danach kam Greg und erklärte, dass auch er jetzt ins "Le Barjots" ginge. Auch ihm versprachen wir, noch nachzukommen - und warteten und warteten und warteten... Irgendwann wara der Parkplatz fast leer - und auf Jens Initiative hin rückten wir in Richtung Eingang auf. Einen Mitarbeiter der Arena sprach Jens dann vorsichtig an. Ich habe noch immer keine Ahnung, wie genau er seine Frage stellte - aber was dann kam war eine Verkettung von unfassbar-mega-glücklichen Umständen in perfekter Kombination mit "zur richtigen Zeit im richtigen Trikot am richtigen Ort" - anders kann ich das nicht beschreiben.  Der Mitarbeiter guckte uns kurz an und forderte uns dann auf, ihm zu folgen - was wir natürlich taten. Und dann brachte er uns nicht vor die richtige Tür - nein! Er brachte uns auch nicht nur in die Arena hinein - nein! Er schleuste uns an den Sicherheitsmenschen vorbei in den VIP-Raum, sorgte dafür, dass uns erstmal 'ne Flasche Sekt auf den Tisch gestellt wurde und begann dann auch noch, Bobo zu suchen. 
Das war für uns bereits der Moment, in wir uns staunend anguckten und uns fragten, ob das jetzt gerade wirklich wahr sei... Aber es war wahr - wir haben ein "Beweisfoto" ;)
Irgendwann kam der Mitarbeiter wieder und teilte uns betrübt mit, dass Bobo nicht mehr auffindbar sei. Aber Bobos Frau Raphaelle wäre noch da. Wir drehen uns um und *zack* da war sie. Sie strahlte und freute sich, uns zu sehen und mal wieder deutsch sprechen zu können. Schnell entwickelt sich ein Gespräch - aber auch Raphaelle wusste leider auch nicht, wo Bobo sich gerade aufhielt. Aber sie hatte natürlich seine Handynummer und rief ihn an. Kurz danach rief er zurück und nach einem kurzen Gespräch teilte sie uns mit, dass Bobo die Halle bereits verlassen hatte. "Schade" murmelten wir, "aber gut, nicht zu ändern" ... Und dann kam Raphalle's Nachsatz: "Aber wir haben hier im Centrum eine Weinbar und da ist heute abend eine Party. Bobo sagte, er würde sich sehr freuen, wenn ihr vorbei kommt." Ungläubig guckten wir erst Raphaelle und dann uns an. Okayyyyyy .... Das ließen wir uns nicht 2 x sagen und nahmen die Einladung (gut erzogen wie wir ja nun mal sind) dankend an. Die Kinder mussten ins Bett und auch wir verabschiedeten uns - natürlich nicht, ohne noch ein Foto zu machen. 
Dann folgte ein kurzer Abstecher ins "Le Barjots" wo wir wieder auf die Frega 12 trafen. Wenn jeder, der es uns an diesem Abend versprach, uns tatsächlich in Hamburg besuchen kommt, ist unser Gästezimmer für die nächsten Wochen und Monate komplett ausgebucht. 
Doch dann verabschiedeten wir uns, denn es zog uns zurück ins Zentrum von Chambéry. Wir wollten ins "La Poule aux Potes" - immerhin waren wir eingeladen und standen somit quasi auf der Gästeliste. Greg fuhr uns und liess sich noch auf einen Drink mitschnacken. Bobo stand hinterm Tresen und freute sich sichtlich, uns zu sehen. Die Gespräche waren gut, das Erdinger-Weißbier wurde frisch gezapft, der Wein schmeckte ausgezeichnet und die Stimmung war entspannt, freundlich und familiär. Wir genossen es einfach, dort sein zu dürfen. Wir kniffen uns gegenseitig mehrfach, um wirklich zu begreifen, was wir gerade erlebten. Auch aus diesem Grund blieb die Kamera die meiste Zeit in der Tasche. Ausserdem: "What happens in Poule aux Potes - stays in Poule aux Potes."
Ich weiß jetzt aber immerhin, wie die Großmutter von Timothy N'Guessan heißt, wieso Edin Besic so gut deutsch spricht und dass Grégoire Detrez ein Feier-Biest ist. Nur, von welchem 'Ralph' im französischen Englisch-Unterricht gesprochen wurde, das konnten Cèdric Paty und ich nicht mehr herausfinden. ;-) 

Aber mal ehrlich: Stellt Euch vor, Ihr steht morgens um halb vier mit einem der beiden besten Hamburger, die je in Frankreich geboren wurden, in seiner Weinbar. Das ist schon super - aber wenn Ihr dann auch noch zusammen lauthals und textsicher "Hamburg meine Perle" schmettert - dann ist das ein Moment, den man im Leben nie mehr vergessen wird. Und davon braucht man dann eigentlich auch keine Fotos...

... ich hab aber trotzdem welche ;-)

Wie fast immer, wenn wir mal auf Partys gehen, waren wir fast die letzten Gäste. Die Verabschiedung war genau so herzlich wie der ganze Abend - und um halb 5 machten wir uns dann zu Fuß auf den Rückweg zum Hotel. Die Sommernacht war warm, die Gehwege zum Glück breit und es waren auch kaum noch Autos auf den Straßen unterwegs. Schon zu diesem Moment hatten wir ein Dauergrinsen im Gesicht. Im Hotel stellte ich fest, dass sich die Betten in Frankreich offensichlich anders herum drehen als zu Hause. Und während Jens sofort einschlief, dauerte es sowohl bei Jule als auch bei mir noch eine ganze Weile. Zu viel Adrenalin, zu viele Bilder im Kopf und immer wieder kicherten wir leise, wenn wieder eine Erinnerung an diesen unvergesslichen Abend aufploppte. 
#MerciBobo10 ♡

Hach... das war schön! Ja, wir hatten wohl einiges richtig gemacht - und das schon im Januar, als wir mit den Reiseplanungen begannen. 

Denn: Nichts im Leben passiert ohne Grund - und: 

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